Die heutige Episode ist wahrscheinlich für junge Führungskräfte oder für Leute, die noch Führungskraft werden wollen. Heute geht es um eine Frage, die ich häufig höre: Wenn ich befördert werde, muss ich ja alle Fachthemen meiner Abteilung beherrschen, wie soll ich das machen?
Fachlich noch besser werden?
Es gibt einen Unterschied zwischen Facharbeit und Führungsarbeit und das möchte ich heute mit Ihnen diskutieren. Ich denke, dass es bei einigen Menschen ein Missverständnis gibt, das aus dem Handwerk abgeleitet wird. Stellen Sie sich die Hierarchie im Handwerk vor. Sie haben da den Gesellen und den Meister. Und alles was der Geselle noch lernt, kann der Meister schon lange. Einige Menschen haben daher intuitiv folgenden Gedanken: Wenn es nach oben geht, also Beförderung, dann muss ich fachlich noch besser werden.
Ich möchte mit Ihnen noch mal ins Archiv zurückgehen. Am 29.06.2015 habe ich die Episode 39 – die drei Dimensionen des Berufes und die zwei Fallstricke veröffentlicht. In dieser Episode hatte ich damals die drei Dimensionen, die es in jedem Beruf gibt, besprochen.
Die 3 Dimensionen
Dazu gehören die Fachaufgaben, die Managementaufgaben und die Führungsaufgaben. Die Fachaufgaben entsprechen dann der Arbeit, die Managementaufgaben sind die Arbeit an der Arbeit und die Führungsaufgaben sind die Arbeit an der Organisation. Es geht hier also um drei vollkommen unterschiedliche Aufgaben.
Die Frage nach dem Warum
Führen ist der passive Teil. Ich möchte noch mal daran erinnern. Es ist der Teil, der den Leuten Inspiration gibt, wo Strategien gebaut werden. Geben Sie Ihren Leuten einen Sinn. Sie können sich dazu die Frage beantworten warum Sie jeden Morgen ins Büro kommen und warum Ihre Leute das auch tun. Führen heißt, den Mitarbeitern die Frage nach dem „Warum“ zu beantworten und daher sind die Fach-, Management- und Führungsaufgaben, drei komplett unterschiedliche Bereiche.
Alle drei Bereiche sind Thema
Aber egal, in welcher Branche Sie sind, es gibt immer diese drei Aufgaben. Wenn jemand vom Facharbeiter zum Teamleiter befördert wird, dann nimmt der immer noch ein paar Fachaufgaben mit. Genauso auch eine Fachkraft, die darf immer mal wieder Managementaufgaben übernehmen. Zwar haben Fachkräfte keinen Führungsauftrag, dennoch führen sie teilweise. Das sind nämlich die, die ihren Kollegen ein Sinnangebot machen.
Sind Sie Fach- oder Führungskraft?
Zurück zum eigentlichen Punkt: Also die Fachkraft, die grade frisch befördert worden ist. An dieser Stelle darf sich die Fachkraft jetzt Zeit nehmen, das eigene Mindset zu überdenken. Definieren Sie sich selbst als Fach- oder Führungskraft? Was dabei Hilfestellung leisten kann, ist die Frage, woher Sie Ihre Wertschätzung beziehen. Was sind die Dinge, bei denen Sie gerne andere Leute zuschauen lassen, die Sachen, von denen Sie gerne erzählen, wenn nicht sogar prahlen? Also, wenn Sie es lieben, Projekt xy zu verwirklichen, wenn das „Tun“ Ihr Antrieb ist, dann lassen Sie sich um Himmelswillen nicht befördern. Wenn Sie nämlich dann Führungskraft werden, haben Sie das, was Sie antreibt, abgegeben.
Wenn Sie also Führungskraft werden wollen, dann müssen Sie sich fragen, woher Sie Ihre Wertschätzung in Zukunft beziehen. Sie müssen sich dann auch die Frage stellen, worin Sie richtig gut waren. Angenommen, Sie werden befördert und stehen jetzt vor einer Vielzahl an Aufgaben, von denen Sie keinen Schimmer haben, wie Sie diese umsetzen können. An dieser Stelle müssen Sie den Gap schließen und das funktioniert mit den folgenden Schritten.
1. Klären Sie, was Ihre Aufgaben sind.
Dazu müssen Sie wissen, was wirklich von Ihnen erwartet wird und wofür Sie bewertet werden. Die ersten Gespräche in einer neuen Firma sind mit Ihrem neuen Chef: Wie werde ich hier erfolgreich.
Wenn Sie innerhalb einer Abteilung befördert wurden, müssen Sie klären, wer Ihre bisherigen Aufgaben übernimmt. In diesem Fall sprechen Sie wieder mit Ihrem Chef. Sie sagen ihm, welche Aufgaben Sie bisher erledigt hatten. Ihr Chef muss Ihnen sagen können, wer diesen Teil nun an Ihrer Stelle übernimmt, kann er das nicht, würde ich die Beförderung nicht annehmen.
2. Machen Sie den Leuten klar, was deren Job ist und was Ihr Job ist.
Ganz wichtig ist, dass diese Dinge nicht mehr zusammengehören. Und Ihre Aufgaben sind die, die Sie in Punkt 1 mit Ihrem Chef besprochen haben.
3. Von allen Mitarbeitern lernen
Und damit meine ich zu lernen, was jeder Mitarbeiter verantwortet. Das heißt nicht, dass Sie verstehen müssen was diese tun und darin besser sein. Sie müssen nur verstehen, was da läuft, um über den Tellerrand schauen zu können. Das bedeutet, Sie brauchen nicht das Fachwissen, aber das Basiswissen, um wirksam führen zu können.
4. Eine Balance entwickeln
Was ist Fach- und was ist Führungsarbeit? Die neue Führungskraft muss klar machen, wo die Grenzen sind. Bedeutet, Sie müssen die Themen auf einem strategischen Level verstehen, ohne sich zu stark in Details zu verlieren. Sie müssen Ihren Mitarbeitern beibringen, bis zu welchem Punkt Sie Ansprechpartner sind.
Bleiben Sie in Führung!
Ihr Olaf Kapinski 🙂
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