„Boah, ist der Mitarbeiter schlecht? Na ja, feuern. Okay, fertig.” So einfach machen es sich viele Führungskräfte – aber ist das wirklich die Lösung? In der letzten Podcast-Episode des Jahres ging es um ein Thema, das jeden von uns beschäftigt: den Umgang mit vermeintlich schlechten Mitarbeitern.
Was macht einen Mitarbeiter „schlecht”?
Bevor wir über Lösungen sprechen, müssen wir verstehen, was wir eigentlich meinen. Es gibt acht verschiedene Dimensionen eines „schlechten Mitarbeiters”:
- Leistungserwartungen werden nicht erfüllt – trotz klarer Aufträge
- Kompetenz passt nicht zur Rolle – Sie wollen mich nicht in der Buchhaltung haben!
- Motivation und Engagement fehlen – könnte, will aber nicht
- Verhalten belastet das Team – funktioniert allein, aber nicht im Kollektiv
- Persönliche Überforderung – externe Belastungen beeinträchtigen die Leistung
- Unbequem statt leistungsschwach – nervt, aber hat oft recht
- Erwartungen und Ziele sind unklar – das häufigste Problem überhaupt
Der Führungskräfte-Reality-Check
Hier kommt die unbequeme Wahrheit: In vielen Fällen liegt das Problem nicht beim Mitarbeiter, sondern bei der Führungskraft. Wie oft haben Sie schon erlebt, dass „schlechte” Mitarbeiter unter neuen Vorgesetzten plötzlich aufblühen?
Die goldene Regel: Konfliktscheue Chefs sind das eigentliche Problem. Sie müssen in der Lage sein, Konflikte auszutragen – nicht um zu streiten, sondern um Klarheit zu schaffen.
Konkrete Lösungsansätze
Bei unklaren Leistungserwartungen:
Prüfen Sie ehrlich: Haben Sie wirklich klar kommuniziert, was Sie wollen? Machen Sie eine Beweislastumkehr – lassen Sie den Mitarbeiter aufschreiben, wann das Ziel erreicht ist.
Bei fehlender Motivation:
Gehen Sie aktiv auf den Mitarbeiter zu. Ignorieren Sie Performance-Einbrüche nicht monatelang. Bieten Sie zeitlich begrenzte Unterstützung an, aber mit klaren Deadlines.
Bei Teambelastung:
Sprechen Sie das Verhalten offen an. Feedback geben, nicht nach dem „Warum” fragen – das gibt nur eine neue Bühne für störendes Verhalten.
Bei unbequemen Mitarbeitern:
Hören Sie genau zu! Nur Mitarbeiter, die noch etwas erreichen wollen, sind unbequem. Bequeme Mitarbeiter haben längst abgeschaltet und sagen nur noch „Yes Boss”.
Die wichtigste Erkenntnis
Gute Mitarbeiter zu führen ist Kinderkram. Schlechte Mitarbeiter zu führen – da zeigt sich, ob eine Führungskraft wirklich drauf hat. Oft sind es nicht die Mitarbeiter, die sich ändern müssen, sondern unsere Art zu führen.
Die Anzahl der Überraschungen in Ihrem Unternehmen ist umgekehrt proportional zum Vertrauen zwischen Ihnen und Ihren Mitarbeitern.
Bevor Sie das nächste Mal über einen „schlechten Mitarbeiter” klagen, schauen Sie erst in den Spiegel. Die Lösung liegt häufiger bei uns, als wir wahrhaben wollen.
Bleiben Sie in Führung
Ihr Olaf Kapinski 🙂