Der neue Webfehler im Vorstand: Warum der Chief AI Officer ein Irrweg ist
In der schnelllebigen Welt der Technologie überschlagen sich viele Unternehmen in ihrem Bestreben, besonders innovativ zu erscheinen. Ein besonders markantes Beispiel dafür ist die Einführung des Chief AI Officers (CAIO) – ein Posten, der meiner Ansicht nach mehr schadet als nützt.
Zu früh für Strategie, genau richtig für Taktik
Wir befinden uns noch ganz am Anfang des KI-Hype-Cycles. Jeden Monat, fast jede Woche, erscheinen neue Anbieter auf dem Markt, die versprechen, alles noch besser, günstiger oder vielseitiger zu können. Für eine strategische Ausrichtung ist es schlichtweg zu früh – niemand weiß, welche Player sich durchsetzen werden.
Was Sie jetzt brauchen, ist Taktik: Konkrete Lösungen für spezifische Aufgaben. Wenn Sie fünf Copywriter haben und ChatGPT zur Verfügung steht, wird es eng für vier von ihnen. Der verbleibende wird nicht mehr Texte formulieren, sondern vorformulierte Texte feinschleifen und adaptieren. Dafür brauchen Sie keinen CAIO.
Der gefährliche Bottleneck
Besonders problematisch wird es bei der Koordination und Integration. Ein CAIO, der sich um alle KI-Projekte kümmern soll, wird schnell zum Flaschenhals. Mittlerweile steht an jedem zweiten Tool “AI” drauf – von Website-Buildern bis hin zu Videoschnittprogrammen. Soll wirklich jede Entscheidung über den Vorstand laufen?
Innovation braucht andere Strukturen
Wenn Ihr Unternehmen bisher keine Innovation betreibt, wird sich durch einen CAIO nichts ändern. Innovation entsteht nicht im Vorstand, sondern dort, wo Menschen Zeit und Budget haben, um mit neuen Tools zu experimentieren. Sie brauchen jetzt:
- Spielbudgets für Ihre Teams
- Freiräume aus dem Tagesgeschäft
- Die Erlaubnis zum Scheitern
Die bessere Alternative: Der Innovationsstab
Statt eines teuren Vorstandspostens empfehle ich einen Innovationsstab. Holen Sie sich die pfiffigsten Architekten, den Azubi mit der höchsten Reichweite bei KI-Videos und weitere experimentierfreudige Köpfe zusammen. Dieser Stab sollte direkt an den CEO berichten – schließlich wird das gesamte Unternehmen betroffen sein.
Was Sie als IT-Leader jetzt tun können:
- Gründen Sie einen Stab von Leuten, die bis Jahresende mit aktuellen Tools experimentieren
- Lassen Sie diese Teams den Finger am Puls der Marktentwicklung halten
- Investieren Sie in Innovationsbudgets – auch wenn die Hälfte davon “verschwendet” wird
- Fragen Sie sich ehrlich: Was machen wir mit den Mitarbeitern, die durch KI ersetzt werden?
Der Realitätscheck
Wenn Ihr Unternehmen seit Jahren keine Innovation vorantreibt und sich wundert, warum die Zahlen kontinuierlich schlechter werden, dann ist es möglicherweise schon zu spät. Unternehmen, die jetzt nicht in Innovation investieren können oder wollen, werden von der Entwicklung überrollt.
Die Zeit für strategische KI-Planung wird kommen – wahrscheinlich im Sommer 2026, wenn sich der Markt etwas stabilisiert hat. Jetzt ist die Zeit zu experimentieren, zu lernen und herauszufinden, was wirklich funktioniert und was nur Marketingsprech ist.
Bleiben Sie in Führung
Ihr Olaf Kapinski 🙂