Nachdem ich mich in den vorangegangenen Episoden 62 und 63 mit dem Umgang mit für mies bewerteten und, sagen wir, normalen Chefs beschäftigt habe, stelle ich heute eine ganz andere Frage: Warum nicht ohne Chef? Dazu gebe ich Eigenständigkeitsmodelle und -motivationen. Sehen Sie diese Episode außerdem als Vorbereitung auf das Interview mit Markus Cerenak, was Sie nächste Woche erwartet.
Wovon weg? Wohin? Und wie?
In meiner Leitfrage „Warum nicht ohne Chef?“ ist ein Von-Weg-Motiv enthalten, welches ich eigentlich gar nicht gern nutze. Es stellt viel mehr eine Demotivation, ein „ich will das nicht mehr“ dar, als eine Motivation zu etwas hin. Wir brauchen eine Vision von dem, was wir wollen, sozusagen ein Zu-Hin-Motiv, um uns ein klares Ziel zu setzen und dies zu erreichen. Wenn Sie also das Gefühl haben, dass Sie eine Vision von einer besseren beruflichen Zukunft haben, dann formulieren Sie diese klar für sich aus. Und zwar einerseits Ihre tatsächliche Tätigkeit und andererseits die Form Ihrer Tätigkeit. Vielleicht sind Sie ein Arbeitnehmer und wollen Ihr eigener Chef sein? Oder sind schon Führungskraft und mögen Ihren Job, würden den aber gern in einem für Sie passenderen Umfeld ausüben? Weiter geht es mit jeweils 5 Punkten, die die Modelle von Unternehmensgründer, Freelancer oder Solopreneur charakterisieren.
Der Unternehmensgründer
Sollten Sie die Vision haben, der Kopf eines Unternehmens zu werden, sollten Sie Ihre Gedanken über diese Punkte schweifen lassen:
Chef sein fordert Chefkompetenz, weniger Fachkompetenz.
Risikominimierung ist wichtig, Risikoelimination unmöglich. Frei nach dem Motto: No risk, no fun.
Monetäres Investment. Gegebenenfalls brauchen Sie ein Bankendarlehen. Banken fordern im Vorfeld Businesspläne uvm. Wie selbst-/eigenständig der Grüner noch ist, muss jeder individuell entscheiden.
Unternehmensgründung ist kein Akt gegen das System von Unternehmen. Wer ihr oder sein eigener Chef werden möchte, wird dann vielleicht nicht mehr chefbestimmt sein. Aber kundenbestimmt.
Haben Sie eine Geschäftsidee, die Sie glücklich machen wird? Lassen Sie sich auf Ihr gedankliches Bild von Zukunft ein. Dabei müssen Sie nicht das Rad neu erfinden.
Der Freelancer
Diese Form der freien Mitarbeit in Unternehmen stellt gewissermaßen eine Mischform zwischen Angestelltem und Unternehmensgründer dar.
Freelancer sind stark abhängig von der Marktnachfrage und wenig selbstbestimmt, sondern von Aufträgen abhängig.
Sie haben meist freie Arbeitszeiteinteilung und dürfen sich gut selbst organisieren.
Das Einkommen ist flexibel, viele Ausgaben jedoch fix. Jeder Monat kann auf dem Konto anders aussehen als der zuvor. Wichtig ist, für entspanntere Monate, Rücklagen haben. Kreditwürdigkeit ist ein weiteres Thema, besonders bei Investmentfragen.
Rechte eines Arbeitnehmers entfallen: kein bezahlter Urlaub, Versicherungen müssen selbst getragen werden.
Entfaltungsmöglichkeiten in unterschiedlichste Richtungen, Flexibilität, schnelle Anpassungsmöglichkeit an den Wirtschaftsmarkt.
Abschließend möchte ich Ihnen ein (noch?) nicht sehr gängiges Modell der Eigenständigkeit vorstellen.
Der Solopreneur
Tauscht man das „Entre“ gegen ein „Solo“ ist man plötzlich kein Unternehmer mehr, sondern eine One-man-Business-Show. Hier die wichtigsten Punkte.
Sie haben weder Angestellte (heißt ja auch solo) noch einen festen Firmenstandort, was Ihnen maximale Flexibilität ermöglicht.
Bedingt durch Punkt 1 sind Sie auf Medien angewiesen, durch die Sie, trotz Ortsungebundenheit, Ihre Kunden erreichen können, also das Internet.
Sie bieten meist gedankliche Leistungen bzw. Infoprodukte an, welche auf unterschiedlichste Weise (Blogs, Bücher, Podcasts, Online-Coachings, persönliche Meetings) an Ihre Kunden zu bringen sind.
Sie sollten sich als Marke, als Gesicht Ihrer Angebote sehen und sich dementsprechend vermarkten (lassen).
Wegen des hohen Grades an Flexibilität können Sie Ihr Solopreneurship bereits parallel zum aktuellen Job starten (Risikominimierung!).
Das Solopreneur-tum ist, Stand heute, viel von Frauen gewählt. Es gibt ihnen die nötige Flexibilität, ihr Leben mit dem Beruf zu vereinen und nicht alles nach dem Beruf ausrichten zu müssen.
Ich freue mich, Ihnen nächste Woche das Finale dieser Serie „Chefs“ präsentieren zu dürfen. Im Interview mit Markus Cerenak sprechen wir über berufliche (Un-)Zufriedenheit, Hamsterräder und Wege hinaus sowie Strategien zu Geschäftsmodellen wie dem Life Style Business.
Haben Sie eine gute Zeit
Ihr OLAF DAMMANN