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Videokonfererenzen
wie ein Profi

Inhalt

Die perfekte Videokonferenz

Wenn sich Menschen erstmalig treffen, bildet sich in einer sehr kurzen Zeit ein sehr intensiver, oft ein bleibender, Eindruck des anderen im Kopf des anderen. Jeder weiß, dass wir aus diesem Grund die Verabredungsorte und die Umgebung so gut wie möglich gestalten. Wir laden den neuen, potenziellen Partner in ein nettes Restaurant ein und sorgen dafür, dass wir in Bestform sind. Wir kleiden uns passend, rasieren uns ggf., achten auf unseren Geruch, alles.

Präsentation dieses Moduls.

In der Geschäftswelt kümmern wir uns um Konferenzräume, einen Empfangstresen, Visitenkarten. Mindestens: Bis Anfang 2020 haben wir das getan. Dann änderten sich die Regeln. Bis Anfang 2020 waren Videokonferenzen ein ehr seltenes Ereignis. Ich habe meist zwei Arten davon gesehen: Entweder war es ein sehr professionelles Setup, mit sehr professionellen und teuren, dedizierten Räumen und sehr oft sehr ungewöhnlicher Software. Oder es war das unterste Ende des Qualitätsspektrums: NetMeeting vom Handy in der Warteschlange vor der Security des Flughafens. Seit Mitte 2020 sind Videokonferenzen ein Standardwerkzeug, das täglich, manchmal stündlich von allen genutzt wird.

Die Situation

Allerdings ist die Situation Anfang 2021 immer noch ein Desaster:

Die ganze Szene ist viel zu dunkel.

Kamera vielzu tief, Fokus auf die Nasenlöcher.

Fenster im Hintergrund spiegelt alles und wird ihr Gesicht am Tag überstrahlen.

Unaufgeräumter Hintergrund lenkt ab und macht keinen guten Eindruck. Auch zu dunkel.

Völlig untauglicher virtueller Hintergrund, inkonsistente Beleuchtung und Blickrichtung.

Vollständig gefälschter Hintergrund. Auch passte ihre Sitzposition perspektivisch nicht dazu.

Das Ziel

Ich beschreibe Dir in diesem Modul eine Menge zum Thema Videokonferenzen. Mein Ziel ist dieses: Eine Atmosphäre zu schaffen, die das Medium der Videokonferenz unsichtbar macht. Ich will eine Umgebung schaffen, die eine angemessene Atmosphäre schafft, die nicht vom eigentlichen Gespräch ablenkt. Eine professionelle Darstellung unterstreicht Deine eigene Professionalität.

Hierbei gilt nicht „one size fits all“! Speziell der Einsatz eines Greenscreen eröffnet ungeahnte Möglichkeiten, die Videokonferenz an den Zweck anzupassen.

Es geht auch nicht darum, Deine Wohnung oder das Büro in ein Fotostudio zu verwandeln: Setze um, was Du willst, was geht und was passt. Perfektion ist nie zu erreichen, muss auch nicht: Es reicht, wenn Du das beste Videobild der Konferenz hast 😉

Der Zweck

Lass mich nur kurz den eigentlichen Zweck streifen und die Frage eliminieren „Warum nicht einfach Telefonieren?“

Fußball spielen bedeutet laufen. Gute Fußballer müssen gut laufen können. Sie nutzen jede Hilfe, um besser laufen zu können. Keiner spielt in Handschellen

Führen bedeutet Kommunizieren. Gute Führungskräfte müssen gut kommunizieren können. Sie nutzen jede Hilfe, um besser kommunizieren zu können. Keiner konferiert ohne Video.

Es ist sehr einfach, mit jemandem im persönlichen Zwiegespräch Meinungen auszutauschen. Jedes Räuspern, jede Facette der nonverbalen Kommunikation ist wahrnehmbar. Wenn mitten im Gedanken signalisiert Verstörung oder Unverständnis signalisiert wird, kann an dieser Stelle direkt nachgearbeitet werden.

Per Telefon fehlt der nonverbale Kanal komplett. Ich als Sprecher kann nicht erkennen, ob mir die Zuhörer Verständnis zeigen oder noch irgendwo sprichwörtlich fragende Blicke sind. Der nonverbale Kanal macht Informationsübergabe wesentlich viel wirksamer, schneller, missverständnisärmer.

Schritt 1 – Optimiere das Bestehende

Als Erstes optimieren wir Dein bestehendes Setup. In den späteren Episoden tauchen wir dann tiefer und es wird auch Ausstattungs-Empfehlungen geben.

Die Kameraposition

Fangen wir beim wesentlichen an, der Kameraposition. So gut wie jeder nutzt die Laptopkamera des auf dem Schreibtisch stehenden Gerätes. Was immer einen perfekten Blick von unten in Deine Nasenlöcher schafft. Wenig attraktiv und wenig natürlich. Du willst die Kamera auf Augenhöhe haben, so ist eine natürliche Gesprächssituation. Das bedeutet, dass im ersten Schritt der Laptop höher muss. Zum Anfang geht vielleicht ein Bücherstapel oder eine Klappkiste. Vielleicht hast Du auch einen höhenverstellbaren Schreibtisch. Nutze, was Du zur Verfügung hast. Natürlich schaust Du in die Kamera, zeigst also das Bild Deines Gegenübers auf dem Bildschirm an, auf welchem die Kamera ist.

Der Ton

Dieser Bereich hat zwei Komponenten: Das was Du selbst hörst und das, was der Gesprächspartner hört. Zunächst der eigene Sound: Wer spricht mit Menschen, die Kopfhörer aufhaben? Niemand. Daher ist es aus meiner Sicht sehr angeraten, ebenfalls keine Kopfhörer während der Videokonferenz zu tragen. Das Argument der Geräuschkulisse trägt nur bedingt: Wenn es bei Dir zu laut ist, wird Dein Gesprächspartner ebenfalls kaum brauchbaren Sound bekommen. In einer Großraumbüroumgebung mag es sein, dass die Kopfhörernutzung adäquat ist, in einem einzelnen Raum aber ehr nicht. Selbst dort sollten die Kopfhörer oder Headset Dein äußeres Erscheinungsbild nicht allzu sehr beeinträchtigen. Aus meiner Sicht sind dicke, ohrenschützerartige Headsets ehr etwas für Gamerkinder als für den professionellen Einsatz. Achte also darauf, in einem ruhigen, Echoarmen Raum zu sein und nutze die Lautsprecher des Computers. Das kann bedeuten, Vorhänge und Teppichen zur Renaissance zu verhelfen, Kissen im Raum verteilen. Einer der Schall-ärmsten Räume ist oft das Schlafzimmer, weil das Bett ein großer Schallschlucker ist.

Der Hintergrund

Es braucht keine Nachrichtenstudio oder einen professionellen VC-Raum mehr, aus dieser Zeit sind wir heraus. Jedem ist klar, dass der Gegenüber potenziell zu Hause ist und da können keine perfekten Anforderungen gestellt werden. Ein oft genommener Hilfsschritt ist die blanke Wand im Hintergrund, oft weis. Das ist sicherlich besser, als das Chaos des Kinderzimmers oder der Garage zu zeigen, allerdings auch etwas langweilig. Zeige gern etwas mehr von Dir. Die weise Wand kann gern mit einem kleinen Regal aufgelockert werden, auf dem Dinge stehen, die Dich ausmachen. Ein aufgeräumtes Arbeits- oder gar Wohnzimmer macht Dich sehr nahbar und kann gern gezielt genutzt werden. Gezielt bedeutet immer, dem Ziel des Videocalls angemessen: Für ein One-on-One mit einem Mitarbeiter ist der private Hintergrund absolut empfohlen, für einen Erstkontakt mit einem Vertriebler ist sicherlich die aufgelockerte Wand besser geeignet.

Die Beleuchtung

„Du kannst nicht genug Licht haben“ ist ein ganz guter Startpunkt. Sehr oft ist die Ausleuchtung zu dunkel oder an falscher Stelle. Folgende Regeln sollten eingehalten werden: Du sitzt niemals mit dem Rücken zum Fenster. Das Sonnenlicht überblendet, selbst bei Bewölkung, sehr leicht alles, was Du am Licht im Raum hast. Das Ergebnis ist eine dunkle Silhouette von Dir ohne sichtbares Gesicht. Natürlich reflektiert das Sonnenlicht auch auf Deinem Display, diese Position ist also auch aus ergonomischen Gesichtspunkten abzulehnen. Rechner mit Kamera positionierst Du also im rechten Winkel zum Fenster. Mach Dein Zimmer so hell, wie Du kannst. Mindestens so hell, dass Du im gesamten Bereich der Szene bequem ein Buch lesen kannst. Später kommt ein eigenes Kapitel, welches sich nur um die Beleuchtung kümmert.

Schritt 2 - Die Kamera

Die Kamera ist das Auge Deines Gegenübers. All Dein Aufwand verpufft, wenn er nicht optimal gesehen werden kann.

Die folgenden Bereiche geben Ideen zur verwendeten Kamera.

Laptop-Kamera

Die Kameras der Laptops werden über die Zeit immer besser, sie sind jedoch nur sehr selten das Kaufargument für das Gerät. Die Deckelkameras sind ehr ein Hygienefaktor als ein Performancefeature. Selbst Standardfeatures wie „Windows Hello Face Authentication“ werden Anfang 2021 nur von den allerwenigsten Deckelkameras unterstützt.

Ihre Qualität ist bestenfalls okay, fast immer Jahre und Jahre hinter den Smartphone-Kameras her. Allerdings sind sie gut integriert und ohne weiteren Aufwand einfach nutzbar. Und genau so sehen die meisten Teilnehmervideos in Videokonferenzen ja auch aus…

Das Hauptargument gegen die Nutzung der Deckelcams ist die Positionierung.

Position

Es ist unglaublich, wie genau Menschen erkennen können, wohin der Gesprächspartner schaut. Die allermeisten Videogespräche erzeugen hier Konfusion: Das Bild des Gegenübers ist irgendwo auf dem Bildschirm, die Kamera jedoch darüber. Das führt zwangsläufig zu einem Disconnekt zwischen den Blickrichtungen.

Der Profi vergrößert das Bild des Gegenübers, Solocall oder Videokonferenz, auf dem kompletten Bildschirm und positioniert die Kamera mittig direkt davor. Das ist die perfekte Blickrichtung und die kleine Kamera überdeckt nicht allzu viel vom Bildschirm.

Das ist der Grund, warum ich im Folgenden den Parameter „Querfläche“ nutzen werde: Eine kleine Webcam auf einem schlanken Ständer mitten vor dem TFT irritiert kaum. Die stolze Spiegelreflexkamera oder das große Handy sicher schon.

Für alle Kameras gilt das Gleiche: Nutze sie mit einem schmalen, stabilen und höhenverstellbaren Ständer. Ständer sind unter den Suchbegriffen „Handy Stick“ oder „Handy Stativ“ zu finden und kosten 20-40€.

Webcam

Die universelle Lösung ist die Webcam. Erschwinglich, kompakt und an mehreren Geräten nutzbar. Oft eine Anschaffung, die eine Dekade besteht.

Leider. Denn bei Webcams hat es in den letzten Jahren so gut wie keine Weiterentwicklung gegeben! Selbst moderne Modelle nutzen oft einfachste Technik und können nicht mit 5 Jahre alten Handys mithalten. Dennoch haben sie Vorteile.

Ich denke hier nicht an eine 10€-Billigcam, ich spreche im Folgenden über ein gutes Gerät, welches Deinen professionellen Auftritt unterstützt. Zielgröße beim Preis: Niedrig dreistellig.

Auflösung

Die Auflösung sollte bei 1080p oder auch „Full HD“ liegen. Viele Videoconferenting Lösungen arbeiten mit Kompression und automatischer Auflösungs-Anpassung, die volle Auflösung wird also nicht immer und nicht garantiert ausgespielt. Dennoch macht ein hochwertiges Aufnahmematerial Sinn, genügend Gesprächspartner haben ausreichend Performance dafür. Es sieht spürbar besser aus.

Framerates

Allerdings reicht eine Framerate von 30fps absolut aus! Hohe Framerates sind nötig, um schnelle Bewegungen aufzuzeichnen, das ist ja nicht das, was Du vor der Kamera vorhast.

Sichtfeld

Eine weitere Zahl ist wichtig für die genutzte Kamera: Das Sichtfeld oder auch die Diagonaleinstellung. Je größer das Sichtfeld ist, je mehr Fläche nimmt die Kamera auf. Also eben auch mehr Fläche um das eigentliche Motiv herum.

Ein großes Sichtfeld ist für Videokonferenzen schlecht, hier soll ja nur Dein Gesicht aufgenommen werden, mit möglichst wenig Hintergrund. Eine Lösung ist natürlich, eine Kamera mit großem Sichtfeld einfach näher ans Gesicht zu bringen, das hat dann aber weitere Nachteile, die ich in den Kapiteln „Kamerapositionierung“ und „Greenscreen“ bespreche.

Für Videokonferenzen hat sich ein Sichtfeld von 65° als gutes Maß eingebürgert.

Schnittstelle

Die Schnittstellenfrage ist mittlerweile Obsolet: Peripherie wird per USB angeschlossen. Allerdings übertragen viele Kameras 1080p mit 60fps nur, wenn sie per USB3 Schnittstellen angeschlossen sind. Hier willst Du ein wenig genauer hinschauen.

Mikrofon

Die Kamera muss kein Mikrofon haben, weil deren Qualität in den seltensten Fällen ausreicht. Selbst wenn das Miko gut wäre, ist es schlicht an keiner guten Position. Darüber sprechen wir im entsprechenden Kapitel ausführlicher.

Bewertung

Vorteile

  • In einer großen Preis- und Qualitätsbandbreite verfügbar
  • Sehr einfach am Computer zu nutzen, gute Softwareintegration
  • Kleine Querfläche

Nachteile

  • Bestenfalls durchschnittliche Bildqualität

Smartphone

Moderne Smartphonekameras sind in Qualitätsregionen aufgestiegen, die noch vor ganz wenigen Jahren professionellen Spiegelreflexkameras vorbehalten war. Diese einzusetzen kann eine Möglichkeit sein.

Leider ist diese Nutzung überraschender Weise in keinem der großen Ökosysteme vorgesehen! Per USB angeschlossen, ist ein Handy von den Betriebssystemen nur als Speicher zu nutzen, die Kamerafunktion ist seit dem seligen Windows XP immer wieder vergessen worden.

Daher bedarf es separater Software, um das Smartphone als Kamera am PC nutzbar zu machen. Diese separate Software ist dann auch ein Problem: Zunächst muss sie installiert werden, was in manchen Firmenumgebungen problematisch ist. Dann wird sie nicht von den Smartphoneherstellern gepflegt, was bedeutet, dass sie nur recht allgemeinen Zugriff auf die verbauten Kameras hat und nicht auf eventuelle Sonderfunktionen. Auch sind die Einstellmöglichkeiten der Kameras oft arg rudimentär.

Schnittstelle

Meine Lösung der Wahl ist die Software DroidCam), die trotz ihres Namens auch auf iPhones läuft. Sie besteht aus einer App für das Smartphone sowie einem Client für den PC, Windows, Linux oder Apple. Die App startet einen Video-Host auf dem Phone, auf den der PC-Client zugreift.

Die Verbindung läuft entweder über das gemeinsame Netzwerk oder über das USB-Kabel. Zu beachten: Die Übertragung der Daten via WLAN dauert immer länger als eine Kabelverbindung. Wenn die Kamera also per WLAN und das Mikrofon per Kabel angebunden ist, gibt es immer für die andere Seite hörbare Delays zwischen Ton und Bild. Verbinde also beides über das gleiche Medium.

Leider ist es bei Android ein heftiges Gefummel, DroidCam per USB zu nutzen, weil das so nicht vorgesehen ist. Der Aufwand lohnt sich dennoch und ist dringend zu empfehlen, wenn das Smartphone genutzt werden soll.

Auflösung

Für Android gibt es die freie Version DroidCam, die allerdings nur mit 720p-Auflösung arbeitet. Ich rate gleich zu DroidCamX, um 1080p nutzen zu können.

Ähnlich ist es um die iPhone-App bestellt, auch hier ist die Erweiterung angeraten.

Die meisten Handys saugen im reinen Kamerabetrieb heftig am Akku. Bei längeren Videosessions ist ggf. ein USB-Anschluss nur zum Laden erforderlich.

Sichtfeld

Der größte Schwachpunkt! Meine getesteten Kombinationen konnten hier ausschließlich 90° bieten, was viel zu groß ist. Es zwingt dazu, das Handy unangenehm und unpraktisch nah vor dem Gesicht zu positionieren.

Bewertung

Vorteile

  • Großartige bis überragende Bildqualität
  • Meist bereits vorhanden

Nachteile

  • Nicht trivial am Computer zu nutzen, oft auch nur per WLAN anzuschließen (Bandbreite, Latenz)
  • (bei mir) viel zu großes Sichtfeld
  • Große Querfläche

Andere

Natürlich können auch andere Digitalkameras genutzt werden! Die zentralen Kriterien gelten genau wie bei den anderen: Bildqualität, Sichtwinkel, Anschliessbarkeit an einen Computer. Wenn alles gegeben ist, spricht nichts dagegen, die digitale Spiegelreflexkamera auch für Videokonferenzen einzusetzen. Fast immer stört dann jedoch die oft große Querfläche.

Kameraempfehlung

Meine Empfehlung ist sehr klar eine Full HD Webcam, 1080p / 30fps. Bei mir ist es, Stand 2021, die Logitech Brio HD). Sie steht auf einem kleinen, soliden Stativ vor dem Bildschirm, möglichst genau auf Augenhöhe. Um das mitgelieferte Kabel besser zu führen, empfiehlt sich ein USB-Winkel.

 

Um das klar zu stellen: Es geht hier um Video-Konferenzen! Ich selber nutze für den Live-Stream mein Smartphone als Kamera, weil die Nachteile dort nicht ausschlaggebend sind, es aber eine überragende Bildqualität liefert.

Schritt 3 – Der Ton

Bei Audio unterscheiden wir wieder sprechen und hören. Zum Hören gibt es nicht mehr viel zu ergänzen, als die Empfehlung möglichst Lautsprecher zu nutzen. Oder, wenn überhaupt, möglichst kleine In-Ear Kopfhörer. Noise Reduction Headsets sind gut für Dich, haben aber keinen Einfluss auf das, was Dein gegenüber hört.

Mittlerweile gibt es jedoch auch Headsets, die eine Noise Reduction für das eingebaute Mikrofon anbieten, Plantronics hat hier entsprechende Profigeräte im Angebot.

Raum

Die Umgebung sollte natürlich so leise und Echoarm wie möglich sein, das ist oft ein wunder Punkt. Echos lassen sich gut durch Stoffe wie Gardinen oder Decken reduzieren, man spricht hier von Schalldämpfung. Profis nutzen schallschluckende Schäume an den Wänden. Diese gibt es in mehreren Ausprägungen:

  • Schallschluckende Bilder, sogenannte Akustikbilder, bestehen aus optimierten Schäumen, sehen aber aus wie ein Bild. Es gibt eine riesige Auswahl, auch ein eigenes Bild aufzubringen, ist möglich. Diese Lösung passt in viele Umgebunden, ist aber recht teuer.
  • Schallschluckende Schäume können als flächige Böcke direkt auf der Wand aufgebracht werden. Sie zeichnen sich dann dadurch aus, sehr wirksam zu sein bei gleichzeitig geringer Sichtbarkeit. Wirksam sind solche Schäume nur, wenn sie ausreichend Dick sind.
  • Manchmal wollen die Maßnahmen sichtbar sein, vorgezeigt werden können. Dafür eignen sich Schalldämmende Schaumpyramiden zum Aufbringen auf die Wand. Ihre Form unterstützt die Wirksamkeit, weswegen sie nicht so dick wie glattflächige Schäume sein müssen. Es gibt sie in Plattenform in vielen Formen und Farben.

Störgeräusche von außen sind nur mit professionellen Schalldämm-Maßnahmen zu reduzieren.

Mikrofon

Zunächst gilt, dass besonders Männer, möglichst dicht am Mikrofon sprechen wollen. Frauen haben höhere Stimmen, da ist der Verlust auf dem Weg vom Mund zum Mikro nicht so deutlich zu hören, wie bei den tieferen Männerstimmen.

Mehrere Möglichkeiten kommen in Betracht:

  • Ein Mikrophon auf einem Ständer direkt vor dem Sprecher. Solche Mikros sind per USB angebunden und kosten nicht viel. Allerdings sind diese Mikrophone entweder vor dem Gesicht, womit sie das Bild schwer stören oder aus dem Sichtfeld und damit wieder recht weit vom Mund entfernt.
  • Ein per 3,5mm oder USB angeschlossenes Lavlier-Mikrophon ist schon deutlich professioneller, auch im Preis. Dieses wir ans Sakko, Hemd oder T-Shirt angesteckt.
  • Die beste Aufnahmequalität liefert sicherlich ein gut positioniertes Headset-Mikro, das hat dann aber wieder das Potential die Gesprächsatmosphäre zu irritieren. Wer spricht schon mit jemandem, der ein Headset trägt?

Insidertipp zur Headset-Mikrofon-Platzierung: Das Mikrofon soll dicht am Mund sein aber außerhalb des Luftkegels, der entsteht, wenn Du ein scharfes „P“ ausstößt. Mach Deine Finger nass und halte sie vor den Mund. Nun stößt Du ein paarmal das scharfe „P“ aus und nimmst die Finger soweit zurück, bis Du den direkten Schalldruck nicht mehr spürst. Dorthin gehört das Mikro dichtestenfalls.

Schritt 4 – Der Hintergrund

Oft ist der eigene Hintergrund untauglich und auch nicht zu beeinflussen. Das zum Büro umfunktionierte Kinderzimmer bleibt halt ein Kinderzimmer. Jetzt kann eine Technik zum Einsatz kommen, die Greenscreen oder Chromakey genannt wird. Das zu zeigende Objekt, in unserem Falle ihr Gesicht, wird vor einem Hintergrund aufgenommen, der von Software einfach als solcher zu identifizieren ist. Üblich sind grüne oder blaue Hintergründe, weil diese Farben nicht im natürlichen Gesicht vorkommen. Blaue oder grüne Hemden verbieten sich dann allerdings.

Greenscreen

Was die Frage aufwirft, WIE sich das denn realisieren ließe? Die wenigsten werden die Möglichkeit haben, eine Wand grün anzumalen, auch ist das nicht jedermanns Geschmack. Eine einfache Lösung sind grüne Stoffe, die an Haken an die Wand oder über ein einfaches Gestell gehängt werden. Auch gibt es große, runde, mit Stoff bespannte Ringe, die ein faltenfreies grün ergeben. Bei Nichtnutzung lassen sie sich, wie ein Pop-Up Zelt kleiner zusammenfalten. Solche Sets sind auf Amazon für 50€ erhältlich. Eine exzellente Lösung stellen portable Greenscreens dar: Sie sind in einem Gehäuse eingerollt und werden mit einem Jalousie-artigen Mechanismus ausgezogen und arretiert werden. Es gibt Systeme zur Deckenmontage oder auch zum Hinstellen. Der Stoff wird dann nach oben gezogen und durch einen Mechanismus gehalten.

Empfehlung

Ich bin überglücklich mit meiner deckenmontierten Greenscreen Leinwand von Elgato. Ein Zug und sie verschwindet nach oben und ist aus dem Weg. Das Kamerabild wird von einer Software entgegengenommen, welches die grünen Stellen einfach transparent rechnet. Das resultierende Bild ohne Hintergrund kann nun über beliebige andere Bilder, Filme oder komplette PC-Bildschirmansichten gelegt werden. Was zunächst nach aufwendiger Studiotechnik für Profis klingt, entpuppt sich als ein großartiges Open Source Projekt:

Open Broadcaster Software

Eine der größten Errungenschaften der dieses Jahrhunderts ist aus meiner Sicht Open Source Software. Open Broadcaster Software zeigt exemplarisch, warum: Die Software ist hochprofessionell und wird von der Community kostenlos angeboten. Sie stiftet riesigen Mehrwert! OBS stellen sie sich als die Steuerzentrale des Computers für Audio und Videosignale vor: Die verschiedenen Quellen können nach Bedarf kombiniert und manipuliert werden, das Ergebnis stellt sich dann im Computer als virtuelle Kamera Mikrofon und Lautsprecher dar, die von anderen Applikationen wie beispielsweise Zoom, Skype oder GoToMeeting dann genutzt werden können.

Die Software arbeitet mit Layern, die übereinandergelegt werden. Mein BusinessBreak Livestream zum Beispiel, nutzt in einer Einstellung drei Slayer:

  1. Der erste ist mein kompletter Bildschirm, hier mit dem Browser.
  2. Der zweite ist mein Kamerabild, per Chromakey vom Hintergrund befreit.
  3. Der dritte ist das Chatfenster und die Umrahmung mit meinem Namen.

Die Möglichkeiten sind endlos!

Virtuelle Hintergründe

Das Gefummele mit freigegebenen Bildschirmen hat ein Ende, DU siehst von mir kaum noch Präsentationen in einer Videokonferenz, die freigegeben sind. Ich lasse sie hinter mir ablaufen, wie die Karte in der Wettervorhersage aus dem linearen Fernsehen von damals.

Richte Dir einige passende Szenen im OBS ein. Übertreibe es nicht und achte auf die gewünschte Wirkung. Wenn Du einen Zimmer- oder Bürohintergrund auswählst, achte darauf, dass die Perspektive stimmt. Stimme den Hintergrund auch auf Deine Gesichtsfarbe ab: Wenn Deine Haut ehr hell ist, verschwindet Dein Gesicht vor einem weißen Hintergrund, auch überstrahlt dieser leicht.

Du kannst auch Bewegtbilder als Hintergrund nehmen, davon rate ich jedoch meist ab: Das fördert nicht Aufmerksamkeit.

Auch empfehle ich die Einrichtung, selbst wenn Dein realer Hintergrund hinter Deinem Videoarbeitsplatz gut vorzeigbar ist: Den kannst Du gernweiter nutzen und sobald dann eine Präsentation gezeigt wird, wählst Du die Szene, in der nicht Dein Echtbild gezeigt wird, sondern es über die eigentliche Präsentation geblendet wird.

Zoom virtual Background

Ein letztes Wort noch zu den virtuellen Hintergründen, die manche Videoconferenzing Tools anbieten: Einige davon bieten die Möglichkeit an, einen virtuellen Hintergrund ohne Greenscreen einzublenden. Die Ergebnisse sehen alle immer unbeholfen aus, gern gewollt und nicht gekonnt, Beispiel siehe oben.

Amateurlösung für Tante Frida, nichts für Profis.

Schritt 5 – Die Beleuchtung

Licht ist das Fundament einer guten Szene. Es gibt ganz verschiedene Ziele, die erreicht werden können, wir sind hier im Bereich der Szenen-Regie. Ein guter Film lebt wesentlich von der Beleuchtung.

In der Streamer- und Gamerszene herrschen recht dunkle Szenen vor. Die Zimmer sind meist schwach beleuchtet, oft von dem beleuchteten Gerät, dem PC, dominiert. Oder es wird versucht mit einer möglichst auffälligen Akzentbeleuchtung aufzufallen.

Aus meiner Sicht ist das nicht das Ziel einer professionellen Videoszenerie. In diesem Schritt geht es um ein paar allgemeingültige Tipps und Ideen für eine Videokonferenz. Erweitere Themen wie Dreipunkt Beleuchtung mit Spotlights etc. werden hier nicht behandelt.

Reflexionen + Schatten

Ich fange mit dem besonders für Brillenträger größtem Problem an: Den Reflexionen!

Je härter das Licht, je deutlicher die Reflexion, punktförmige Halogenleuchten funktionieren daher nicht als Grundbeleuchtung. Auch führt ein zu harter Lichtkegel zu harten Schattenwürfen, was ebenfalls für unseren Anwendungsfall ungeeignet ist.

Hier sind also zwei Anforderungen einzuhalten: Hartes Licht vermeiden und die Leuchten so positionieren, dass in der Kamera keine Reflexionen zu sehen sind.

Wieso „DIE Leuchten“? Um Schattenwurf zu reduzieren sind immer zwei Lichtquellen zu empfehlen, je eine pro Seite.

Gute Positionen der beiden Leuchten sind schräg vor Dir, etwas erhöht und gern auch nicht direkt auf Dich zeigend. Stell sie auf, dass beide Gesichtshälften gleich ausgeleuchtet sind und drehe sie dann so lange nach oben, bis die Reflexionen in der Brille nach oben ausgewandert sind.

Lichtfarbe

Weises Licht ist nicht gleich weises Licht, auf die Farbtemperatur kommt es an. Sonnenlicht hat ca. 5500K Lichttemperatur, entsprechende Lampen sind Standardprodukte. Es gibt auch 6500K Leuchten, die empfinde ich allerdings als zu grell, sie lassen, direkt bestrahlt, die Haut ungesund bleich aussehen. Techniken mit indirekter Beleuchtung via Goldspiegel lassen wir hier außen vor. Unter 3500K sollte es auch nicht gehen, ansonsten entsteht schnell eine Wohnzimmeratmosphäre.

Je nachdem, ob Du das Licht an der Wand reflektieren kannst und welche Farbe der Raum hat, ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an die Lichtfarbe, was uns nun endlich zur Lampenempfehlung führt.

Leuchtenempfehlung

Wer etwas Platz hinter seinem Schreibtisch hat, kann erst einmal mit üblichen Softboxen anfangen. Die sind bei Amazon für 75€-100€ zu bekommen und kommen mit einem Stativ. Ihr faltbarer Reflektor hat einen anklettbaren Diffusor, der für weicheres Licht sorgt. Nachteil ist oft der durch Standardlampen getriebene, recht hohe Stromverbrauch von über 75W/Stück sowie der Raumbedarf von mindestens 50cm hinter dem Schreibtisch.

Diese Leuchten sind auch, für einen höheren Preis, mit LED-Lampen erhältlich, diese können oft sogar die Farbtemperatur einstellen.

Eine sehr durchdachte aber auch sehr teure Lösung ist das „Key Light“ von Elgato. Besonders, weil gern zwei davon erforderlich sind.

Es ist direkt am Schreibtisch zu befestigen, braucht also keinen Raum dahinter. Durch die verbauten LEDs lässt sich das Weisspektrum in einem sehr weiten Bereich steuern und das auch noch durch eine mit dem Elgato Stream Deck kompatible Software direkt vom Computer.

Ringleuchten

Seit Ende 2020 werden Ringleuchten als heißes Accessoire in der Video-Szene gehandelt.

Sie haben zwei Vorteile, sind aber keinesfalls unabdinglich:

  • Um die Kamera herum platziert, geben sie ein gleichmäßiges Licht von vorn, es entstehen sehr wenig Schatten.
  • Bei Menschen ohne Brille ergeben sich kreisförmige Reflexionen in der Pupille, was, Stand heute, als sehr fancy angesehen wird.

Mit Brille erledigt sich der zweite Vorteil schnell, es entstehen deutlich sichtbare Reflexionen des Ringlichts im Brillenglas.

Auch recht ein Ringlicht selten, um die ganze Szene auszuleuchten, der Hintergrund braucht oft eine eigene Beleuchtung.

Ringleuchten sind ein sehr spannendes Werkzeug, um besondere Effekte zu erzielen. Sie sind keinesfalls für jede Videokonferenz zu empfehlen, für Brillenträger rate ich sogar davon ab.

Auch gibt es mittlerweile hervorragende Webcams mit eingebautem Ringlicht.

Analyse

Hier findest Du den Fragebogen zum ausfüllen.

der Fragebogen

Tasks

  1. Fülle den Fragebogen aus.
  2. Entscheide, welches Deine nächsten Schritte sind und setze sie um.

Du willst mindestens 50 Punkte erreichen.

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