Heute stelle ich Ihnen 10 Punkte vor, die gegen eine (zu) lange Betriebszugehörigkeit sprechen.
In vielen Fällen ist es so, dass eine lange Betriebszugehörigkeit mit Treue gleichgesetzt wird. Ganz nach dem Motto: Wir sind jetzt eine große Familie. Das mag auch vor 20 bis 30 Jahren gestimmt haben, bloß sind die Firmen, die heute nach vorne schießen noch nicht mal so alt. Wenn in einem Unternehmen Mitarbeiter schon jahrelang dabei sind, dann haben diese sich kulturell an „gleich“ gewöhnt.
Immer gleich ist nicht gleich erfolgreich!
Gleich bedeutet in diesem Fall: Es gibt immer die gleichen Prozesse, es werden immer die gleichen Dinge getan. Das bedeutet auch, dass Sie Erfolg gewöhnt sind. Logisch, denn keine Firma würde immer das Gleiche machen, wenn es nicht erfolgreich wäre. Und dadurch kommen Unternehmen an einen Punkt, den ich schon häufiger hier besprochen habe. Die Innovation bleibt aus. Ich nenne an dieser Stelle nur mal wieder mein geliebtes Beispiel der deutschen Automobilindustrie, die anscheinend immer noch schläft.
Zu lang oder zu kurz
Was an dieser Stelle als zu kurz gilt, dafür muss jeder seine eigene Grenze festlegen, beziehungsweise sein eigenes Gefühl dafür entwickeln. Bei zu lang bin ich bei fünf bis sechs Jahren, vielleicht auch sieben. Acht und mehr Jahre sollten es nur werden, wenn zwischenzeitig signifikante Veränderungen stattgefunden haben. Wer noch länger dabei ist, der kann mir nicht erzählen, dass der Job noch eine Herausforderung ist. Wer etwas erreichen will, bleibt in Bewegung.
5 Gründe…
… warum ein zu lange Betriebszugehörigkeit schlecht für Führungskräfte ist.
- Über Jahre das gleiche Image pflegen
Nehmen Sie einen externen Wechsel als Möglichkeit, die nächste Version von sich selbst zu etablieren. Wenn Sie zu lange in einer Firma sind, besteht die Gefahr, dass Sie Ihre Veränderung ins Positive verhindern. Vielen ist Veränderung auch einfach peinlich und deswegen wird’s nicht gemacht. - Nichts Neues einführen
Nicht alle Führungskräfte haben die Größe, nach 5 Jahren mal ein neues Führungswerkzeug einzuführen. Das bedeutet natürlich auch, vor dem eigenen Team zu sagen, dass man selbst noch übt und ausprobiert. In einer neuen Firma ist das natürlich viel einfacher. Wenn Sie aus einer Firma raus sind, dann werden Sie Abhängigkeiten los. Stichwort Projekte durchmogeln. - Leichen im Keller
Noch mal zu den Abhängigkeiten. Das ist nämlich ein weiterer Punkt. Das müssen nicht mal die ganz krassen Geschichten sein, die schon an der Grenze der Illegalität gekratzt haben. Was schon reicht, sind diese kleinen firmeninternen Leichen im Keller. Vielleicht kennen Sie das, Kollege x ist mit Kollege y auf der Weihnachtsfeier und danach wird der Projektantrag doch durchgewunken und man „tut sich eben mal solche Gefallen“. Und plötzlich sind Abhängigkeiten da. - Nicht mehr vermittelbar sein
Klar, wenn Sie seit gefühlten 100 Jahren bei der gleichen Firma sind, wie gut sind dann wohl Ihre Bewerbungsskills? Bleiben Sie im Gespräch mit anderen, damit Sie auch wissen, was auf dem Markt überhaupt los ist. Wir müssen uns alle verkaufen können. - Sie werden nicht erfolgreich
Erfolg ist nicht das, was Sie gestern gemacht haben oder das, was alle anderen machen. Erfolg ist das Erreichen der eigenen Ziele. Wenn Sie an der Position, an der Sie jetzt sind, ein neues Ziel entwickeln, ist es unabdingbar, dass Sie jetzt irgendwas neu machen.
KEIN Grund zu wechseln ist…
… den Arbeitgeber erpressen! Also Sie kommen zu Ihrem Chef und erzählen, was für ein tolles Angebot mit x-Mal mehr Gehalt Sie bekommen haben. *Augenzwinger* und was denn jetzt wohl eine gute Lösung sei. Machen Sie das niemals, bitte! Genauso andersrum. Sie wollen gehen, erzählen Ihrem Chef, dass Sie bei den anderen mehr bekommen und Ihr Chef macht Ihnen daraufhin ein noch besseres Angebot. Auch hier empfehle ich Ihnen, sowas nicht anzunehmen. Sie wollen ja nicht weg, weil Sie zu wenig Geld bekommen und daher sollten Sie sich nicht auf solche Deals einlassen.
… warum eine zu lange Betriebszugehörigkeit schlecht fürs Unternehmen ist
- Die Mannschaft wird zu bequem
Was wollen Sie denn mit einer Truppe, die seit 20 Jahren immer das Gleiche tut? Versuchen Sie da mal, eine neue Idee umzusetzen, dann ist aber was los! So ein Team ist es nicht gewohnt, mal ins Risiko zu gehen, denn was Neues ausprobieren, bedeutet genau das. - Das Team erzeugt nichts Neues aus sich heraus
Wenn die Organisation seit Jahren einfach nur funktioniert und immer die gleichen Abläufe gewohnt ist, glauben Sie, da käme jemand mit einer neuen, innovativen Idee? Die Organisation wird nichts Neues hervorbringen. Und daraus ergibt sich schon Punkt 3. - Eine Hackordnung etabliert sich
Da geht’s unter anderem auch um Abhängigkeiten. „Tu mir nicht weh, dann tu ich dir nicht weh! Und ach die Nette aus der Buchhaltung!“ Da werden dann irgendwelche Sachen untereinander gemauschelt, ganz nach dem Motto „Leben und leben lassen!“ Auf Dauer wird durch solche Dinge Ihre Organisation verkrusten. - Ein unanständiges Gehaltsgefüge
Angenommen die Mitarbeiter sind seit 20 Jahren da, bedeutet also, dass sie jede Gehaltserhöhung mitgenommen haben. Das heißt auch, dass eben diese Leute von allen guten Phasen profitieren, womöglich, ohne die notwendige Performance zu leisten. Der Feind des Erfolges von morgen, ist der Erfolg von gestern. So viel dazu! - Das Recruiting ist schlecht.
Wenn Sie nur ein mal pro Jahr jemanden einstellen, wie gut läuft dieser in Vergessenheit geratene Prozess dann? Wenn Sie nicht ständig im Bewerbergespräch sind, kriegen Sie auch nicht raus, wie gut Ihre eigenen Leute sind. Ihre ganze Organisation bleibt untrainiert. Und plötzlich geht eine halbe Abteilung in Rente, und nu?
KEIN Grund ist Kontinuität
Manche denken, wenn ich viele alte Mitarbeiter in einer Firma habe, habe ich eine Kontinuität in meinem Unternehmen. Ich finde, Sie haben dann einfach eine langweilige und vielleicht sogar faule Mannschaft. Kontinuität kann auch durch eine saubere Prozessdokumentation hergestellt werden und nicht nur durch ein Team, das seit 20 Jahren zusammen arbeitet.
Ich wünsche Ihnen eine tolle Sommerwoche!
Ihr OLAF KAPINSKI
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